Europaschutzgebiet Hartberger Gmoos

Prägend für das Landschaftsbild in Hartberg, aber auch für dessen Entwicklung, ist neben dem Ringkogel das in einer weiträumigen Senke südlich vor der Stadt liegende Hartberger Gmoos.

Bis ins 15. Jahrhundert war dieses Gebiet vom ca. 30 ha großen Edelsee (ehem. „Eegelsee”) bedeckt, der 1736 noch als „größerer Teich im Waldgebiet Edelschachen” („Chronik der Stadt Hartberg”, Simmler) genannt wird.

Nach einem jahrhundertlangen Verlandungsprozess dieses Seichtgewässers und einer kontinuierlichen Entwässerung für die landwirtschaftliche Nutzung hat sich das Hartberger Gmoos zu einem typischen Flachmoor entwickelt.

Durch die Veränderung in der Landwirtschaft – Sauerwiesen wurden immer weniger gebraucht – konnte sich die Natur wertvolle Flächen Stück für Stück zurückerobern. Heute stellt das Flachmoor das letzte große Feuchtgebiet der Oststeiermark dar. Durch eine enorme Vielfalt an Pflanzen und Tieren kommt dem Gmoos eine hohe ökologische Bedeutung zu. Es entstanden dauerhafte Großseggenbestände und weiträumige Schilfgebiete. Rainbüsche und Rainbäume konnten sich ungestört entfalten und bilden nunmehr Charakterelemente dieses Gebietes.

Umfangreiche Untersuchungen (detaillierte Auflistung und Wertung aller Gegebenheiten in diesem Gebiet, vogelkundliche Aufnahmen, Tieraufnahmen, Schmetterlingsstudien etc.) ergaben, dass das Hartberger Gmoos ein Feuchtgebiet mit überregionaler Bedeutung ist.

Aufgrund der Ergebnisse dieser Untersuchungen wurde schließlich 1992 einem Unterschutzstellungsantrag zum Naturschutzgebiet zugestimmt.

Das Naturschutzgebiet umfasst zwei Kernzonen (K1, K2) und eine Randzone (R).

Insgesamt erreicht es eine Ausdehnung von etwa 65 ha.

 

Ökologische Qualität:

  • Feuchtwiesen
  • Schilfflächen
  • Urtümliche Baum- und Heckenbereiche
  • Teiche
  • Lebensräume für vielfältige Tier- und Pflanzengesellschaften


Ein Teil der Feuchtwiesen werden völlig der Natur überlassen (Sukzessionsfl ächen), andere wieder benötigen Betreuung bis zur zweimahdigen Wiese.

Naturbelassene und naturübereignete Lebensräume sind nicht nur zur Erhaltung von Pflanzen- und Tierarten wertvoll, sondern spielen auch als naturnahe Erholungsräume in unmittelbarer Siedlungsnähe eine große Rolle.
Aufgrund dieser ökologischen Besonderheiten wurde das Hartberger Gmoos mit Inkrafttreten vom 11. Juni 2005 zum Europaschutzgebiet erklärt.
Dieses Gebiet wird als Europaschutzgebiet Nr. 24 „Hartberger Gmoos” bezeichnet. (Verordnung lt. § 13a Abs. 1 des Steiermärkischen Naturschutzgesetzes 1976, LGBl.Nr. 65, in der Fassung LGBl. Nr. 56/2004).

Der Schutzzweck des Gebietes ist die Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes von Schutzgütern nach der Fauna-Flora-Habitat - Richtlinie sowie nach der Vogelschutz - Richtlinie.
Das Hartberger Gmoos ist heute ein integrierter Bestandteil der Stadt – ein Schutzgebiet für seltene Tier- und Pfl anzenarten, eingebettet in eine lebenswerte Kulturlandschaft, wichtiger Klimastabilisator und zugleich Erholungs- und Erlebnisraum mit Sport- und Gesundheitseinrichtungen im Randbereich - Naturerlebnis Hartberger Gmoos.

 

Funktionen des Hartberger Gmoos:

Wirtschaftsraum:

  • Attraktiver Naturraum, der das Stadtbild prägt.
  • Werbewirksamer Erholungsbereich mit vielen Möglichkeiten.


Im Gegensatz zu den Einkaufszentren am westlichen und östlichen Stadtrand besteht
die Attraktivität der Hartberger Altstadt als Wirtschaftsraum zu einem großen Teil in
ihrer Ästhetik. Wesentlich für die Wirkung des Stadtbildes ist die Umrahmung durch
Parkanlagen und die Grünbereiche Ringkogel und Gmoos.

Kulturraum:
Naturerfahrungsbereich für Bewohner, Gäste und Schüler.
Besinnliche Naturbegegnung.
Die Funktion als Kulturraum erfüllt das Gmoos einerseits für Unterrichtszwecke der nahen Schulzentren, andererseits mit der Wegeführung, die sich im Randbereich des Natura 2000 - Gebietes befindet. Verborgenes kann sichtbar, erfahrbar gemacht werden, Spannung aus Naturbegegnung erlebt werden, die Sinne verfeinert, Wissen vermittelt werden.

Lebensraum:

  • Leicht erreichbare ebene Wander-, Lauf- und Radfahrzone.
  • Vielfältiger Erlebnisbereich für alle Bevölkerungsschichten.


Der Lebensraum Hartberg wird für viele durch die Möglichkeit, im Gmoos spazieren zu gehen, zu laufen, Rad zu fahren, aufgewertet. Im Randbereich laden Sportanlagen ein. Wer die Beschaulichkeit sucht, kann an den Teichen oder am Rand der Kernzone seine Sinne auf Naturerlebnis richten, den Verkehrslärm in der Ferne rauschen lassen, sich dem Lebensraum von Tieren und Pflanzen hingeben.

 

Vogelwarte Hartberg:
Seit dem Jahre 1995 werden kontinuierliche Vogelbeobachtungen im Natura 2000-Gebiet, Hartberger Gmoos, durchgeführt.

Dieses von der Stadtgemeinde Hartberg unterstütztes Naturmonitoring wird vom Österreichischen Naturschutzbund, BirdLife und Interessierten umgesetzt.

Eine Vogelberingungsstation im Randbereich des Naturgebietes erleichtert dieses Vorhaben.

Bisher wurden über 140 Vogelarten gesichtet, 78 Arten beringt, darunter viele schon seltene Tierarten.

Geplant ist, in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Stellen, eine Einrichtung zur Beobachtung ziehender Tierarten aufzubauen (Österreichische Vogelwarte).